Aachener Nachrichten, 17. September 2011: Templergraben: Nur eine Stimme für die Platanen
Linke scheitert mit ihrem Antrag auf Änderung der Planung. Baubeginn ist Ende November, Fertigstellung bis Semesterbeginn 2013. Enger Zeitrahmen macht eine Neuplanung unmöglich. Grundsätzliche Gedanken über Bürgerbeteiligung.
Von Heiner Hautermans
Bewegung war schon in die Sache gekommen. Doch ihr Schwung reichte nicht aus, um an der Umgestaltung des Templergrabens noch etwas zu ändern. So werden die dort vorhandenen 33 Platanen der Kettensäge zum Opfer fallen, Ende November wird die Stawag dort mit den Bauarbeiten beginnen. Damit blieb ein letzter Vorstoß der Linken, die das Thema Erhalt der Bäume auf die Tagesordnung des Mobilitätsausschusses gebracht hatten, letztlich vergeblich. Um den Wegfall der Bäume war in letzter Zeit eine lebhafte Diskussion entstanden, unter anderem ausgetragen in Leserbriefen in den „Nachrichten“.
Regina Poth, Abteilungsleiterin Straßenbau, erläuterte zunächst für jede Baumgruppe, weshalb sie dem 2009 beschlossenen Projekt zum Opfer fallen muss. Die sechs Bäume am Straßenrand vor dem Super C bildeten eine starke Sichtbehinderung für die erforderliche Interaktion zwischen Fußgängern auf dem gemeinsam genutzten neuen Platz. Bei den 13 Bäumen im Karree vor dem Kármán-Auditorium gebe es ein Höhenproblem, ein Bodenauftrag von 53 Zentimetern mache den langfristigen Erhalt fraglich. Außerdem seien sie durchgewachsen, ein Rückschnitt sei nach Auskunft von Experten nicht möglich. Bei den großen Platanen vor dem Hauptgebäude werde stark in den Wurzelbereich eingegriffen, außerdem sei einer so schief gewachsen, dass er aus Verkehrssicherheitsgründen ohnehin bald gefällt werden müsse.
Wenn man die Fahrbahn verschwenken wolle oder die Platanen im Karree stehen lassen wolle, hätte dies bei Beibehaltung des Gedanken Shared Space, der gemeinsam genutzte Platz, eine völlige Neuplanung zur Folge, die mehrere zehntausend Euro kosten würde. Bislang seien für die Planung schon 400 000 Euro ausgegeben worden, schätzt Beigeordnete Gisela Nacken. Sie verwies auf die mit der Hochschule und dem BLB geschlossenen Verträge, die eine Fertigstellung des Projekts bis zum Semsterbeginn 2013 vorsehe: „Der Zeitplan ist total eng.“
Die Ausschreibung sei fertig und solle nächste Woche rausgehen. Falls man die Planung ändere, ergebe sich ein Zeitverzug von einem halben Jahr. Im Übrigen bemühe man sich an allen Stellen, Grün zu erhalten oder sogar zu erweitern. Wie berichtet, hat eine Baumbilanz ergeben, dass innerhalb des Alleenrings bis September 60 Bäume gefällt, aber 90 gepflanzt worden seien.
Selbst Antragsteller Andreas Müller (Linke) wollte keinen totalen Planungsstopp, sondern nur Modifizierungen, um zumindest einen Teil der Platanen zu erhalten, stieß damit aber auf wenig Begeisterung. Von Seiten der CDU wurde ihm Populismus unterstellt, er hätte die Diskussion vor eineinhalb Jahren führen sollen, als die Beschlüsse einstimmig gefasst worden seien. Am Ende stimmte nur er für sie.
„Transparent machen“
Michael Servos (SPD) regte an, zumindest kleine Änderungen vorzunehmen, um den protestierenden Bürgern zu zeigen, dass man ihre Sorgen ernst nehme. Er verwies allerdings darauf, dass durch die Neuplanung mehr Grün als vorher entstehe, etwa durch die Umgestaltung des Parkplatzes an der Barbarossamauer. Man müsse sich aber grundsätzliche Gedanken über die Bürgerbeteiligung machen und den ganze Prozess ausführlich auf der Homepage der Stadt dokumentieren, um „transparent zu machen, weshalb die Entscheidung so gefallen ist.“