Aachener Nachrichten, 13.8.11: Die Linke: 33 „Freunde“ sollen stehen bleiben

Am Templergraben sollen Bäume im Zuge des Straßenumbaus zum „Shared Space“ gefällt werden. Dunker und Begolli demonstrieren mit Parteifreunden. Alexandras Umwelt-Hymne von 1968 „Mein Freund der Baum ist tot“ erklingt.

Von Wolfgang Schumacher

Adelheid Pulinna und Wolfgang Weißhuhn / Foto: Ralf Roeger / ANRatsherrin Ellen Begolli (Die Linke) hatte in den Tiefen ihrer Schallplattenkiste gekramt und ein altes Schätzchen gefunden. Alexandras ergreifendes Lied von 1968 „Mein Freund der Baum ist tot“ kam jetzt im Sommer 2011 zu neuen politischen Ehren.

Überspielt auf moderne Tonträger erscholl die Umweltballade aus dem Vor-Grünen-Zeitalter gestern aus einem handelsüblichen Booster, den die Aktivisten der Linken direkt vor dem Kármán-Auditorium am Templergraben aufgestellt hatten. Drumherum hatten sich politische Freunde und Umweltschützer versammelt, die allesamt gegen die Abholzung von 33 Bäumen im Zuge der Neuordnung des sogenannten City-Campus im Dreieck von Super C, RWTH-Hauptgebäude und Kármán-Auditorium protestierten. Das Alexandra-Revival untermauerte das Abstimmungsverhalten der Linken in den städtischen Gremien, die als einzige Ratspartei der Abholzung jener Bäume am Templergraben nicht zugestimmt hatten.

Der Kreisvorsitzende Darius Dunker und seine Parteifreunde versahen jede der großen Platanen, die in einem kleinen Hain vor der Treppe des Hörsaalgebäudes gepflanzt worden waren, jeweils mit einem knallgrünen Plakat mit der fraternisierenden Aufschrift „Mein Freund der Baum“ – was nichts weiter suggeriert, als dass jeder Freunden helfen und sie eben nicht vernichten sollte. Dunker stellte sofort klar, dass die Linke rein gar nichts gegen den zwischen Hauptgebäude und Kármán-Auditorium geplanten „Shared Space“ einzuwenden habe. „Wir halten das für eine sehr gute verkehrspolitische Lösung“, meinte Dunker. Im belgischen Spa habe er sich das angesehen und sei begeistert. Auf einem „Shared Space“, der auf dem Teilstück des Templergrabens vor dem Hauptgebäude angelegt werden soll, sind alle Verkehrsteilnehmer völlig gleichberechtigt und müssen aufeinander Rücksicht nehmen, seien es Busse, Radfahrer, Fußgänger oder Pkw.

Die zahlreichen Platanen wie auch andere Baumarten längs der Straße vor dem Super C und dem Hörsaalgebäude aus rein ästhetischen Gesichtspunkten zu opfern, nur weil es den Planern so gefalle, das mag den Linken wie der beteiligten Hochschulgruppe SDS nicht in den Kopf gehen.

Begolli, Dunker, Sprecherin Adelheid Pulinna und andere umweltbewusste Linke suchten denn auch das Gespräch mit den Bürgern, um für den Erhalt der meisten Bäume zu werben. „Wir werden das nur mit öffentlichem Druck schaffen“, sah Dunker die Sache realistisch. Wenn die Aachener wieder so öde Plätze wie den Bahnhofsvorplatz wollten, dann solle das so sein. Wenn aber nicht, müsse sich Widerstand regen und in die Ratsgremien hineingetragen werden.