Aachener Zeitung, 19.7.11: Appell: „Baut mehr preiswerte Wohnungen“
Rot-roter Ratsantrag will Gewoge in die Pflicht nehmen, um Wohnungsnot zu bekämpfen. Mangel droht bei Studentenbuden und Sozialwohnungen.
Von Oliver Schmetz
Das Problem ist schon länger bekannt: Wenn im Jahr 2013 in NRW die doppelten Abi-Jahrgänge an die Universitäten drängen und gleichzeitig in Hochschulstädten wie Aachen auch noch immer mehr öffentlich geförderte Wohnungen aus der Sozialbindung fallen, dann droht eine handfeste Wohnungsnot. Vor allem Studentenbuden und preiswerter Wohnraum für Familien werden dann fehlen.
Bloß: Passiert ist in Aachen noch nicht allzu viel, um das Problem zu bewältigen. Das bemängeln vor allem SPD und Linke, die beim Thema sozialer Wohnungsbau „sehr intensiv zusammenarbeiten“, wie es Norbert Plum, planungspolitischer Sprecher der Sozialdemokraten, formuliert. Herausgekommen ist ein Appell in Form eines gemeinsamen Ratsantrags, den man auf einen simplen Nenner bringen kann: „Baut mehr preiswerte Wohnungen!“
Adressat des Appells ist vor allem die gemeinnützige Aachener Wohnungsbaugesellschaft Gewoge, die sich stärker als bislang auf dem Sektor des öffentlich geförderten Mietwohnungsbaus und beim Errichten von Studentenbuden engagieren soll. In Zeiten wie diesen, fordern die rot-roten Wohnungspolitiker, „solle es vornehmste Pflicht einer solchen Gesellschaft sein, erkannten und erkennbaren Problemen durch gezielte Baumaßnahmen entgegenzuwirken, unter Umständen auch unter Verzicht auf bislang erhoffte Gewinnmargen“. Für Andreas Müller, Ratsherr der Linken, sieht die Realität dagegen anders aus: „Wenn man im Geschäftsbericht der Gewoge nach sozialer Verantwortung sucht, wird man nicht unbedingt direkt fündig.“ Natürlich richtet sich der rot-rote Appell auch an private Investoren, doch die Erfahrung zeige, so Plum, „dass das leider nicht für jeden Investor lukrativ genug ist“.
Plum und Müller untermalen die bevorstehende Wohnungsnot mit Zahlen: 3300 Wohnungen fallen in den kommenden zehn Jahren in Aachen aus der Sozialbindung, mit 6800 zusätzlichen Studenten wird im Jahr 2014 gerechnet. Die Stadt geht derweil davon aus, dass bereits 2013 mehr als 1400 Wohnungen fehlen werden – „wobei das noch sehr vorsichtig gerechnet ist“, wie Müller meint. Da die Aachener Ratspolitiker nicht die Geschäftspolitik der Gewoge beschließen können, appelliert der rot-rote Antrag an Politiker, im Aufsichtsrat des Wohnungsbauunternehmens Einfluss zu nehmen. Auch einen runden Tisch mit Vertretern der Gewoge können sich SPD und Linke vorstellen. Dabei weiß man, dass es im Grunde schon zu spät ist, um bis 2013/14 genügend billige Wohnungen zu bauen.
„Aber wir wollen alles versuchen, die Not so zu lindern, wie es noch möglich ist“, sagt Müller. „Wo sich der Wohnungsmarkt nicht selbst regelt, muss die Stadt das für die Schwächeren tun.“ Norbert Plum, SPD