Aachener Nachrichten, 2.3.11: Sonntagseinkauf bleibt strittig

Gestern debattierte das Bürgerforum, heute entscheidet der Rat

Von Werner Czempas

Die Fraktionen geben heute ihren Vertretern die Abstimmung frei, wenn im Hauptausschuss und anschließend im Stadtrat über die verkaufsoffenen Sonntage des laufenden Jahres entschieden wird. Der Ausgang ist somit wie immer offen.

Gestern hatten die Fraktionen von CDU und Grünen im Bürgerforum das Thema „Verkaufsoffene Sonntage“ auf die Tagesordnung setzen lassen. Im Vorfeld der Abstimmung, so Ralf Otten, wolle die CDU sich informieren. Weshalb auch Vertreter des MAC (Märkte und Aktionskreis City), der Gewerkschaft und der Kirchen eingeladen waren.

Die kurze Zeitspanne zwischen der gestrigen Diskussion im Bürgerforum und der heute anstehenden Entscheidung im Hauptausschuss und Rat zeigte aber einmal mehr, dass das Bürgerforum bei aller guten Absicht, in einen Dialog zwischen Bürgern und Volksvertretern zu kommen, zumindest terminlich unter einem Konstruktionsfehler leidet. Die Erkenntnisse des gestrigen Abends werden die politischen Vertreter ihren Fraktionen bis heute kaum weiterreichen können.

Vor einem Jahr hatte es um die offenen Sonntage bekanntlich ziemlichen Knatsch gegeben. Dies soll diesmal vermieden werden.

Von einer Partei mit dem hohen C in ihrem Namen erwarte er eigentlich eine andere Position als ein Ja zu immer mehr Sonntagsarbeit, attackierte der Linke Leo Deumens genüsslich die Christdemokraten. Grundsätzlich, so Deumens, müsse der Sonntag ein freier Tag bleiben, ein Tag, der sich vom Werktag unterscheide. Wie die Linke sprach sich auch Pfarrer Maria Meyer von der Evangelischen Gemeinde gegen die Sonntagsarbeit aus. Für die Familien sei es wichtig, einen gemeinsamen Tag und eine gemeinsame Ruhezeit zu haben.

Geschäftsführer Manfred Piana vom MAC erklärte dagegen, für den Einzelhandel seien die offenen Sonntage „wichtig“. Gebe es sie nicht, wandere Kaufkraft in Millionen-Euro-Höhe zur Konkurrenz vor allem in die Niederlande, aber auch nach Belgien ab. Roland Jahn von den Grünen wiederum sprach sich „schlicht gegen“ die Sonntagsarbeit aus. „Dem Aspekt zu folgen, wir müssen das machen, weil die anderen das auch machen, ist nicht richtig“, so Jahn. Gabriele Niemann-Cremer (SPD) mahnte, die Gesellschaft müsse aufpassen, dass „bestimmte Werte nicht verwässert werden“.