„Nehmen keine werthaltigen Geschenke an“

Aachen. Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins. . . Doch, die Fraktion Die Linke hat es getan – und zwei Dauer-Ehrenkarten für den VIP-Bereich auf dem Tivoli postwendend an die Alemannia zurückgeschickt. „Die Mitglieder der Fraktion Die Linke nehmen grundsätzlich keine werthaltigen Geschenke an“, schrieben Andreas Müller, Renate Linsen-von Thenen und Ellen Begolli dem Fußballverein.

Nach dem Wertgehalt hatten sie sich vorher bei der Geschäftsstelle des Zweitligisten erkundigt. Demnach kosten schon die Plätze in der Nachbarschaft 539 Euro pro Jahr. Die der Linken zugedachten Karten dürften noch etwas werthaltiger sein, mutmaßen die Beschenkten, weil sie auch das Tor zum VIP-Bereich öffnen. Dort werden zum Alemannen-Kick auch noch Speisen und Getränke gereicht.

Da fühlt sich die Linke nicht wohl. „Wir müssen im Rat oft aus Sachgründen Entscheidungen mittragen, die nicht bei allen davon Betroffenen Freude auslösen“, schreiben sie an die Alemannia, da wolle man „den Anschein einer möglichen Beeinflussung“ gar nicht erst aufkommen lassen. Nur „sachgerechte Gründe“ und nichts anderes würden sie bei ihren Entscheidungen leiten, beschwören die drei Kommunalpolitiker und verweisen darauf, dass auch die Finanznöte der Alemannia erst kürzlich den Rat beschäftigt hätten. Klar, wenn man dann mit vollen Backen und einem Glas in der Hand in der VIP-Loge auf dem Tivoli entdeckt wird, könnte das schon ein bisschen nach einem „Anschein“ aussehen.

Also gingen die Karten mit Dank zurück an den Absender. Der Alemannia war offenbar erst kürzlich aufgegangen, dass es eine Fraktion Die Linke in Aachen gibt. „Offenbar bekommen die anderen Fraktionen diese Karten schon seit Jahren“, heißt es in dem Schreiben der drei Ratsmitglieder. Wie die Kollegen damit umgehen, wolle man „nicht kommentieren“. Allerdings gönnen sich die Linken einen Verweis auf eine umfängliche Richtlinie, die Mitarbeitern der Stadtverwaltung die Annahme von Geschenken oberhalb der Bagatell-Grenze verbietet.

Und damit sich die edlen Spender nicht vor den Kopf gestoßen fühlen, versichern die drei Linken: „Die Alemannia werden wir auch weiterhin im Stadion von unseren selbst bezahlten Plätzen unterstützen“. (wb)