Weniger Einnahmen trotz höherer Preise im Theater
Erlöse aus Kartenverkauf liegen fast 230.000 Euro hinter den Erwartungen. Linke fordert, Aufschläge zurückzunehmen.
Aachener Nachrichten, 18. Mai 2019
Von Matthias Hinrichs
Aachen Das Motto lässt allerhand Spielraum für Interpretationen – wie sich das gehört, wenn es um die Inszenierungen auf der größten Bühne der Region geht: „In unserer Zeit, wie in jeder Zeit, ist das Unmögliche das Mindeste, was man verlangen kann.“ Das Zitat hat das Theater Aachen als künstlerische Maxime für die kommende Saison auserkoren (siehe Bericht auf der Kulturseite). Und als Michael Schmitz-Aufterbeck das pralle Programmheft 2019/20 am Donnerstagabend im Betriebsausschuss des Rates präsentierte, war dem Intendanten und seinem Team der erste Applaus aus allen politischen Fraktionen einmal mehr sicher.
Der provokante Leitspruch stammt übrigens aus der Feder des US-Schriftstellers James Baldwin – und nicht etwa aus einem Redemanuskript der städtischen Kämmerin respektive irgendeines Finanzpolitikers, wie böse Zungen hinter den Kulissen munkeln könnten.
Fakt ist nämlich auch, dass die jüngste Rechnung im Hinblick auf die angepeilte Verbesserung der Umsatzerlöse im Haus hinterm fröhlichen Hengst nach derzeitigem Stand keineswegs aufzugehen scheint – im Gegenteil. Denn obwohl die Ticketpreise zum Start der laufenden Spielzeit per Ratsbeschluss durch die Bank um zehn Prozent erhöht wurden, sind die Einnahmen an der Theaterkasse weit hinter der erhofften Zielmarke zurückgeblieben. Zurzeit klafft auf der Haben-Seite eine deftige Lücke von fast 230.000 Euro. Statt der erwarteten rund 1,1 Millionen werden bis zum Ende der aktuellen Spielzeit voraussichtlich nur gut 870.000 Euro in den Büchern stehen.
„Extrem kontraproduktiv“
Was die Linke im Ausschuss prompt zum Anlass nahm, eine Rücknahme der Preiserhöhungen „zum nächstmöglichen Zeitpunkt“ zu fordern. „Jetzt ist genau das eingetreten, wovor wir immer gewarnt haben“, zürnte deren Vertreter Matthias Fischer. Der drastische Dreh an der Tarifschraube habe sich als „extrem kontraproduktiv“ erwiesen, da die Publikumszahlen unterm Strich offensichtlich erheblich geschrumpft seien.
Der Vorstoß wurde abgeschmettert, lediglich die Grünen enthielten sich, wenngleich auch die übrigen Mandatsträger der Diagnose durchaus beipflichteten. Aber: Die Zielvereinbarung zur Erhöhung des Eigenanteils auf 16 Prozent der Gesamteinnahmen schon jetzt in Frage zu stellen, ergebe wenig Sinn, befanden Margrethe Schmeer und Hubert Bruynswyck von der CDU.
Schließlich werde das gesamte Preissystem in Kürze in Zusammenarbeit mit externen Marketing-Experten der Agentur „StillArt“ auf den Prüfstand gestellt, konzidierte auch Schmitz-Aufterbeck. Und: Trotz der massiven Einbußen verzeichnet die vorläufige Bilanz für die laufende Saison – vor allem dank verstärkter finanzieller Förderung durch das Land – immerhin ein Plus von rund 137.000 Euro.
Was allerdings auch darauf zurückzuführen ist, dass die Stelle des Verwaltungsdirektors bereits seit Mitte vergangenen Jahres vakant ist – und das wird sich aller Voraussicht nach so schnell nicht ändern. Nach Informationen unserer Zeitung ist das Rennen um den Posten des Finanzchefs weiter völlig offen; zwar soll sich zwischenzeitlich bereits ein Favorit herauskristallisiert haben, dessen Kür aber wieder verworfen worden sein. Seitens der Verwaltung war dieser Tage nur zu erfahren, dass das Bewerbungsverfahren andauert.