Linke: Fußgängertunnel am Pontwall schließen
„Eine Zumutung für Fußgänger.“ In einem Ratsantrag schlägt die Fraktion die Einrichtung von Fahrradparkgaragen vor.
Aachener Nachrichten, 23. November 2018
Aachen Wer hier durch muss, geht meist zügig rein und wieder raus. Auch bei Temperaturen um die null Grad riecht es deutlich nach Urin. An Sommertagen stinkt es schlimmer. Irgendwelcher Müll fliegt immer rum. Einladende Orte sind die beiden Fußgängerunterführungen am Pontwall ganz bestimmt nicht. In einem Ratsantrag fordern die Aachener Linken nun, die Tunnel am Ponttor und am Audimax zu schließen. Die unterirdischen Räume, so argumentieren sie, könnte man anders viel besser nutzen, zum Beispiel als Fahrradparkgaragen.
„Die Unterführungen am Pontwall sind eine Zumutung für Fußgängerinnen und Fußgänger“, finden Harald Siepmann, mobilitätspolitischer Sprecher der Linken, und der planungspolitische Sprecher Marc Beus. In den 1970er Jahren habe man an dieser Stelle – damals ganz im Sinne der autogerechten Stadt – die Fußgänger unter die Erde verbannt. „Das ist heute längst nicht mehr zeitgemäß“, betont Beus.
Wirklich gebraucht würden die Tunnel ohnehin nicht mehr. Seit vielen Jahren schon sind an den Kreuzungen Fußgängerampeln installiert. Und die Mehrzahl der Passanten geht nach Beobachtung der Linken auch lieber oben über die Straße statt unten durch. Noch mehr als vorher seien die Unterführungen heute „Angsträume“, besonders abends und nachts, wenn es dort noch düsterer und einsamer ist.
Andere Tunnel sind längst zu
Die Unterführungen am Bushof und am Kaiserplatz, argumentieren die Linken, seien längst geschlossen worden, „und niemand vermisst sie“. Einfach die Zugänge zu verrammeln, ist aus Sicht der Fraktion aber auch keine Lösung. Deshalb solle die Verwaltung „eine Umnutzung der Unterführungen in Fahrradparkgaragen prüfen und einen Zeitplan zur Realisierung erarbeiten“.
Sichere, überdachte Abstellplätze für Fahrräder gebe es in Aachen noch viel zu wenige, argumentiert Siepmann. „Gerade im Hochschulbereich der RWTH gibt es kaum gesicherte Abstellmöglichkeiten für Fahrräder.“ In niederländischen Städten sei bereits sehr viel mehr Infrastruktur für Zweiradfahrer vorhanden. „Eine Garage, in der man sein Rad sicher abstellen kann, womöglich noch mit einem Serviceangebot, wäre doch für alle ein Mehrwert.“
Keine „tote Ecke“
Besonders am schmucken Ponttor würde solch eine neue Nutzung auch verhindern, dass sich dieser Bereich am Ende der Partymeile Pontstraße zu einer „toten Ecke“ entwickelt.
Schließt man die Unterführungen, müssten die Grünphasen an den Fußgängerampeln vielleicht optimiert werden, sagt Beus. Zu bestimmten Zeiten, mittags etwa, wenn die Studenten in die Mensa strömen, herrscht am Pontwall nämlich viel Fußgängerbetrieb.
Beim Ortstermin am Ponttor kommt am Donnerstag auch Eva Königs mit ihrem Fahrrad des Wegs. Sie hält an und erkundigt sich interessiert, worum es denn gerade geht. „Die Unterführung nutze ich nie“, erzählt sie. „Eine Radgarage hier unten, das fände ich eine gute Idee. Wenn man die Unterführung einfach nur zumachte, wäre das doch eine Schande.“