Die Beleuchtung sorgt weiter für Zündstoff
Die Linke stört sich am nachts weithin sichtbaren Kreuz auf dem Haarberg. Offenbar liegt dafür keine Genehmigung vor.
Aachener Nachrichten, 2. Februar 2022
Aachen Das hell erleuchtete Kreuz auf dem Haarberg bleibt ein Streitthema. Mit einer nun vorliegenden Antwort der Verwaltung auf eine Anfrage der Linken will sich die Partei nicht zufriedengeben. Sie führt in erster Linie Umweltschutzgründe gegen die Beleuchtung ins Feld, hält das nachts weithin sichtbare Kreuz allerdings auch für eine Provokation gegenüber Anders- und Nichtgläubigen. Wichtigster Angriffspunkt ist inzwischen, dass es für die Beleuchtung offenbar gar keine Genehmigung gibt.
„Intensive Archiv-Recherche“
So ist es der nun vorliegenden Stellungnahme der Verwaltung zu entnehmen. Nach „aktuellem Kenntnisstand“ gehe die Bauaufsicht nicht davon aus, dass eine Baugenehmigung vorliege, heißt es darin. „Eine abschließende Prüfung würde einer intensiven Archiv-Recherche von historischen Akten bedürfen“, schreibt die Verwaltung, die deutlich zu erkennen gibt, sich mit diesem heiklen Thema am liebsten gar nicht näher befassen zu wollen. Doch gerade diese Formulierung hat die Linke hellhörig werden lassen, wie Ellen Begolli, Fraktionsgeschäftsführerin der Linken, deutlich macht. Denn so aufwendig könne die Recherche ihrer Meinung nach eigentlich nicht sein. Schließlich wird das Kreuz erst seit 2001 angestrahlt. Die heutige LED-Beleuchtung mit der deutlich helleren Leuchtkraft wurde erst vor rund vier Jahren installiert.
Wer das veranlasst hat, ist bislang völlig unklar. Weder die Stawag, die für die Beleuchtung zuständig ist, kann dazu nähere Angaben machen, noch gibt es seitens der Stadt jemanden, der mehr dazu sagen kann. Klar ist somit eigentlich nur, dass das gut 15 Meter hohe Stahlkreuz in seiner heutigen Form 1971 durch die damalige Gemeinde Haaren errichtet wurde. Das allererste Vorgängermodell ist dort vor etwa 130 Jahren noch aus Ziegelsteinen aufgemauert worden. Es wurde im Krieg zerstört. In der Nachkriegszeit hat es dann noch zwei Holzmodelle gegeben. Das heutige Kreuz ist nach der kommunalen Neugliederung 1972 in den Besitz der Stadt Aachen übergegangen.
Sicherheitsgründe gebe es für die strittige Beleuchtung jedenfalls nicht. Ältere Haarener können sich allerdings erinnern, dass sie ein Herzensanliegen des früheren Bezirksbürgermeisters Ferdinand Corsten (CDU) war. Ob jemals weitere Gremien – etwa die Bezirksvertretung – mit dem Thema befasst waren, ist ungewiss.
„Wenn es keine Genehmigung gibt, muss das nachträglich legalisiert werden“, meint Begolli, deren Partei damit die nächste Runde im Streit um die Kreuzbeleuchtung einläutet. Sie will die Verwaltung mit weiteren Nachforschungen über die Verantwortlichen beauftragen. Bleiben die ergebnislos, müsse nicht zuletzt auch ein Gutachten zur Lichtverschmutzung eingeholt werden. Die Linke setzt sich seit längerem dafür ein, Aachen zur „Dark Sky Kommune“ und „Sternenstadt“ zu machen. Damit sollen allzu grelle nächtliche Beleuchtungen vermieden werden, die etwa den Lebensrhythmus nachtaktiver Tiere stören, aber auch zu Schlafstörungen oder Erkrankungen bei Menschen führen können.
Bedenken von Naturschutzverbänden wegen des Haarberg-Kreuzes seien bislang allerdings nicht bekannt, schreibt die Verwaltung. Durch die nahen Autobahnen und Gewerbegebiete gebe es dort ohnehin schon einen hohen Lichtpegel, daher sei das Kreuz „weniger bedeutsam für Flora und Fauna“, glaubt das Umweltamt.
Bleiben die weltanschaulichen Bedenken. „Ich habe überhaupt nichts gegen Kirchen und Kreuze“, betont Begolli. Es ist vor allem die helle Inszenierung, die sie und Vertreter ihrer Partei stört. Es erinnere sie zu sehr an die brennenden Kreuze des rassistischen Geheimbunds Ku-Klux-Klan, hatte sie schon vor Monaten kritisiert und damit große Empörung ausgelöst. Runtergedimmt werden kann die Lichtleiste offenbar nicht, wie die Stawag auf Anfrage mitteilt. Zwischen „Licht an“ und „Licht aus“ gibt es daher keinen Kompromiss.
Aber passt ein solch prominent platziertes Kreuz überhaupt zu einer weltoffenen Stadt wie Aachen mit vielen Religionen und vielen nicht religiösen Menschen? Ja, ist die Stadt überzeugt: „Die vielen sichtbaren und präsenten Bauwerke diverser Religionen in Aachen zeigen die Vielfalt, welche unsere Stadt ausmacht und zu einem gedeihlichen Miteinander beiträgt.“
Das Photo stammt von Peter Tritthart und steht unter Creative-Commons-Lizenz Namensnennung 3.0 Generic (CC BY 3.0): Es wurde von Lasse Klopstein bearbeitet. Die Bearbeitung steht unter der gleichen Lizenz